Specialist for Orthopaedic & Trauma Surgery, Specialised Trauma Surgeon, Specialised Orthopaedic Surgeon
SCHULTER - GRUNDLAGEN
Das Schultergelenk ist das beweglichste Gelenk in unserem Körper. Die große Beweglichkeit des Schultergelenkes beruht darauf, dass der vgwl. große kugelige Oberarmkopf an einer relativ flachen und kleinen Schultergelenkspfanne liegt (Abb. 1).
Abb. 1: Röntgenbild einer ausgekugelten Schulter. Der große runde Oberarmkopf (blau) steht einer vgwl. kleinen, flachen Pfanne (rot) gegenüber; gleichzeitig ist die Schulter das beweglichste Gelenk des Menschen. Dies unterstreicht die Bedeutung des Kapsel-Band-Sehen-Apparates für eine gute und sichere Schulterfunktion.
Aufgrund der geringen Kontaktfläche innerhalb dieses Gelenkes entsteht eine hohe Beweglichkeit. Somit unterliegt sowohl dem Gelenklippen-Kapsel-Komplex als auch dem geschlossenen Sehnenapparat, der sog. Rotatorenmanschette der Schulter, eine besondere Funktion aber auch eine besondere Belastung, um die Schulter zu führen und bei Bewegungen zu zentrieren (Abb. 2).
Abb. 2: Architektur der Schulter mit einer kleinen, flachen Gelenkpfanne und dem ausgedehnten, funktionell ungewöhnlich bedeutenden Sehnen- und Kapsel-Band-Apparat zur aktiven und passiven Sicherung von geführten Schulterbewegungen.
Gerade weil die Beweglichkeit der Schulter so groß ist, sind Belastungen auf die Sehnen, Kapsel und Bänder enorm. Somit zeigen diese Strukturen eine besondere Anfälligkeit und eine Vielzahl an Schädigungsbilder. So kann das Schultergelenk leicht auskugeln (Abb. 1) und hierbei eine anhaltende Instabilität und Insuffizienz des Gelenklippen-Kapsel-Komplex nach sich ziehen. Auch finden sich aufgrund der hohen Belastungen auf die Sehnen sehr häufig chronische Sehnenschäden.
Unserer Erfahrung nach ist eine rechtzeitige Abklärung und Therapie gerade an der Schulter von besonderer Bedeutung. Fakt ist, je eher ein Schulterproblem behandelt wird, desto größer ist die Chance eine 100-prozentige Heilung zu erreichen. Dies gelingt nahezu immer mit rein arthroskopischen Eingriffen. Hier hat sich gerade in den letzten Jahren enorm viel getan. Größere Operationen, wie das Einsetzen einer Schulterendoprothese, können so vgwl. sicher vermieden werden.
Ob wir uns umarmen, tanzen, einen Ball werfen, nachdenklich hinter dem Ohrkratzen, einen Gegenstand ergreifen oder einfach Auto fahren: Die gezielten Bewegungen der Schulter sind die Folge einer fein abgestimmten, balancierten Motorik der Schulter. Einen wesentlichen Beitrag zur aktiven Schulterfunktion erhält die Schulter durch den unmittelbar anliegenden Sehnenapparat, der sog. Rotatorenmanschette. Diese setzen am Oberarmkopf an und bestehen von vorne nach hinten aus der Subskapularissehne, Supraspinatussehne, der Infraspinatussehne und zum Teil auch aus der Teres minor-Sehne (Abb. 2). Risse (Abb. 3), Verkalkungen (Abb. 4) und Entzündungen dieser Sehnen führen zu Schulterschmerzen und Bewegungseinschränkungen. Ebenso können aber auch Entzündungen, Risse und/oder Instabilitäten der Bizepssehne, der Gelenkkapsel zu chronischen Schulterproblemen führen.
Abb. 3: Vollständiger Abriss der Supraspinatussehne (blauer Pfeil). Am ehemaligen Ansatz findet sich meist noch ein wenig restliches Sehnengewebe (roter Pfeil).
Abb. 4: Größeres, schmerzhaftes Kalkdepot im Verlauf der Supraspinatussehne (roter Pfeil).
Ein anderes, häufiges Krankheitsbild an der Schulter ist die Arthrose, also der Verschleiß der Schulter. Hierbei verbrauchen sich die Gelenkflächen und es finden sich zunehmende Knorpelschäden und im weiteren Verlauf Deformierungen, ein aufgehobener Gelenkspalt, sowie An- und Überbauten der Gelenkpartner (Abb. 5). Häufig bestehen belastungsabhängige Schmerzen und eine zunehmende Bewegungseinschränkung der Schulter. Später treten auch Ruheschmerzen auf.
Abb. 5: Typisches Röntgenbild einer Schulterarthrose. Die Gelenkflächen zeigen einen aufgehobenen Gelenkspalt (roter Pfeil) sowie An- und Überbauten der Gelenkpartner (blauer Pfeil).
Neben dem Schultergelenk gibt ein kleines aber wiederum wichtiges Gelenk, dass an der Bewegung im Schultergürtel beteiligt ist. Es ist die bindegewebige Verbindung zwischen dem äußeren Ende des Schlüsselbeins und dem Schulterdach, das sog. Schultereckgelenk. Die Flächen dieses kleinen Gelenkes sind mit Knorpel überzogen, dazwischen findet sich ein knorpeliger bis faseriger Puffer, der sog. Diskus. Die Stabilität in diesem Gelenk entsteht durch eine kräftige Gelenkkapsel und zwei Bändern, die zum sog. Rabenschnabelfortsatz des Schulterblattes ziehen (Abb. 6).
Abb. 6: Anatomie des Schultereckgelenkes (roter Kreis). Die Flächen werden aus dem äußeren Ende des Schlüsselbeines und dem Schulterdach gebildet. Die Stabilität in diesem Gelenk entsteht durch eine kräftige Gelenkkapsel und zwei Bändern, die zum sog. Rabenschnabelfortsatz des Schulterblattes ziehen.
Ein Verschleiß des Schultereckgelenks führt zu Schmerzen im vorderen aber auch im hinteren Bereich der Schulter. Regelmäßig bestehen ein deutlicher Druckschmerz und ein Schmerz beim Überschlagen des Armes zur Gegenseite. Wegen der Lage des Gelenkes direkt unter Haut finden sich in fortgeschrittenen Fällen auch Schmerzen beim Tragen eines Rucksackes oder einer Tasche mit Schultergurt. Verursacht ist dieser Verschleiß entweder durch eine chronische Überlastung oder aber auch ein Unfall mit einem Sturz auf die Schulter. Entstehen hierbei Zerreißungen der Bänder und der Kapsel, entsteht eine chronische Instabilität, die im Verlauf meist zu einem frühzeitigen Verschleiß des Schultereckgelenks führt. Die Gelenkflächen des Schlüsselbeins und des Schulterdachknochens werden geschädigt, bis sie schließlich völlig deformiert und vergrößert sind. Hier schmerzt das Eckgelenk bei jeder Bewegung, weil der entzündlich-schmerzhaft veränderter Knochen des Schlüsselbeinendes auf den Knochen des inneren Schulterdaches reibt (Abb. 7).
Abb. 7: Verschleiß des Schultereckegelenkes (roter Pfeil). Die Gelenkflächen des Schlüsselbeins und des Schulterdachknochens sind völlig deformiert und vergrößert.